Leserbrief an „Der Neue Tag“ zur Gründung eines SPZ
Der Zeitungsbericht über die Klage bzw. Revision einiger Krankenkassen gegen die Gründung eines Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) in Weiden hat uns sprachlos gemacht. Wie kommt ein Chef einer Krankenkasse darauf, dass ein SPZ in Weiden nicht nötig sei? Hat er einmal durchgerechnet, was die präventive Vorsorge der Gesamtheit der Versicherten ersparen kann im Vergleich zu einer lebenslangen teuren Behandlung?
Für unsere Tochter erhielten wir einen Tag nach ihrer Geburt aufgrund einer großen Gehinrblutung die Prognose: Wenn Sie Glück haben, läuft Ihre Tochter mit zehn Jahren. Sie konnte dann zwar später als andere Kinder laufen – aber dank der zahlreichen Besuche zuerst in München und dann im Regensburger SPZ und der hervorragenden Betreuung dort viele Jahre vor dem 10. Geburtstag. Und auch sonst sind wir dankbar über die tolle interdisziplinäre Betreuung im SPZ – nun im Hofer SPZ.
Haben sich Herr Spickenreuther von der AOK und die anderen Krankenkassen mal Gedanken darüber gemacht, was es für betroffene Eltern für eine Ärzteodyssee ist, ohne die gebündelte Kompetenz in einem SPZ – und immer wieder die gleiche Geschichte erzählen zu müssen und möglichst auch noch immer die Krankenakte dabei zu haben?
Für uns hat Herr Spickenreuther auch einen Teil seiner Glaubwürdigkeit verloren, wenn er zukünftig als Vorsitzender des Wirtschaftsclubs Nordoberpfalz Forderungen an die „große“ Politik stellt und Verbesserungen bei der Infrastruktur und den so genannten gleichen Lebensbedingungen fordert, aber gleichzeitig in seiner Funktion als AOK Vorsitzender eine segensreiche Einrichtung wie ein SPZ ablehnt, welches auch für ein positives Lebensgefühl bei den Eltern sorgt, welche darauf angewiesen sind. Dabei gibt es in der Landeshauptstadt München, wo man mit öffentlichen Verkehrsmitteln überall hinkommt, drei SPZs.
Sicher ist den Verantwortlichen der Krankenkassen die Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin aus dem Jahr 2005 bekannt, in der diese empfiehlt, pro 500.000 Einwohner ein SPZ einzurichten. In der Oberpfalz lebten zum Jahresende 2011 1.081.536 Bürgerinnen und Bürger mit nur einem SPZ in Regensburg. Gerade im Norden des Bezirks nimmt die Einwohnerzahl ab, aber zu ihren Arztbesuchen haben die Menschen dort um so längere Fahrtwege, die ja die Krankenkassen nicht bezahlen müssen, da dies alles ambulante Termine sind und deshalb nicht erstattet werden. Wir fahren für unsere Tochter im Jahr ca. 3000 Kilometer zu Behandlungs- und Arztterminen.
Ute und Thomas Döhler